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Als Frau alleine reisen und campen

Seit ich denken kann, mache ich Campingurlaub. Meine ersten Erinnerungen an Urlaub finden irgendwo auf einem Campingplatz in Italien statt. Was als Kind mit meiner Familie begann, führte ich dann später mit Freunden fort, kaufte mir ein kleines Auto und ein Zelt und reiste so immer wieder durch Europa und ging alleine campen. Reisen geht auch alleine als Frau – versprochen. Camper mieten und los geht dein Solo-Abenteuer! 

Autorin: Anna Bourgeret von reiselustig

Spätestens als ich nach dem Studium von drei Monaten Australien und Neuseeland zurückkam war klar, dass ein kleiner Camper her musste und dass ich damit nicht mehr allzu lange warten wollte. Mit dem Gedanken an eine alltagstaugliche Kombination aus normalem Auto und kleinem Wohnmobil hatte ich schon lange gespielt und hatte somit schon länger einen VW Caddy im Kopf. Im September 2018 vereinbarte ich dann zusammen mit meinem Vater einen Termin zur Probefahrt eines VW Caddy und was soll ich sagen? Am Ende des Tages war der Kaufvertrag unterschrieben und ich überglücklich! Zwei Wochen später konnten wir meinen Caddy abholen und mit den ersten Ausbauideen starten.

Innenausbau

Meine ganze Familie steckte wirklich viele Gedanken in den Ausbau, denn gerade bei einem kleineren Camper muss jeder Zentimeter gut genutzt sein. Wir verbündeten also unsere gesammelte Campingerfahrung und legten dann Ende Dezember endlich los. So verbrachten mein Vater und ich die darauffolgenden Wochenenden mit Tüfteln, Ausmessen, Zurechtsägen, Schrauben, Anpassen und zahlreichen Baumarktbesuchen. Nach etwa fünf Wochen waren wir fertig und mit dem Ergebnis sehr zufrieden! Wir haben viel mit Euroboxen gearbeitet, da diese einfach sehr robust, stabil und vor allem stapelbar sind. Um uns aufwändige Schubladen-Konstruktionen zu sparen, nutzten wir die Boxen stattdessen als Schubladen unter dem Bett. Der ganze Ausbau basiert auf einer Bodenplatte, die wir in aufwändiger Kleinarbeit nahezu perfekt an die Form des Caddys angepasst haben.Die Platte ist mit zwei Schrauben im Auto verankert. Durch die Euroboxen ist mein Ausbau recht funktional und bietet in Anbetracht der Größe sehr viel Stauraum. Wichtig war mir vor allem auch, dass die Gemütlichkeit  nicht zu kurz kommt: Von der Lichterkette über die Vorhänge bis zu Wimpelkette und der Küchenausstattung ist farblich alles aufeinander abgestimmt und macht Hedwig zu einem wirklich wohnlichen Zuhause auf Rädern. Ja, mein Caddy heißt Hedwig und ist nach der Eule von Harry Potter benannt. Grund dafür ist, dass mein Mobil auch weiß ist und wir zusammen über die Ländereien fliegen!

Mit Hedwig auf Reisen

Nachdem wir den Ausbau finalisiert hatten, wollte ich natürlich am liebsten sofort los. Schade nur, dass erst Februar war! Knapp einen Monat später konnte mich dann aber wirklich nichts mehr zu Hause halten und mein erster Kurztrip führte mich zur ITB Berlin und anschließend in die sächsische Schweiz. Von Anfang an war es für mich keine Option jemanden mitzunehmen. Diesen ersten Trip wollte ich auf jeden Fall ganz alleine erleben. Ich wollte Hedwig für mich ganz alleine haben! Außerdem hatte ich über Instagram schon bei so vielen Mädels gesehen, dass sie einfach alleine campen und reisen. Da dachte ich mir: Das will ich auch ausprobieren! Es waren ja auch nur sechs Tage, also machte ich mir überhaupt keine Gedanken, ob das wohl komisch werden würde. Das war es dann auch nicht – ganz im Gegenteil! Ich genoss die Zeit total und fühlte mich nach diesem Kurztrip so erholt, als wäre ich drei Wochen weggewesen. Ich war also auf den Geschmack des Alleinreisens gekommen und beschloss schnell auch meinen Haupturlaub im Juni alleine zu verbringen. Bis dahin verbrachte ich zahlreiche Wochenenden alleine mit Hedwig in Deutschland und Holland.

Gedanken und Gefühle

Ich freute mich, im Juni dann endlich eine größere Reise alleine anzutreten: Es ging nach Kroatien und Slowenien. An meinem ersten Abend in Kroatien überkamen mich dann tatsächlich ein paar Zweifel, mit denen ich so gar nicht gerechnet hatte und über die ich selbst erschrak. Ich fühlte mich an diesem ersten Abend furchtbar einsam beim Anblick all der Familien und Pärchen und fragte mich, was zur Hölle ich da eigentlich mache. Die darauffolgenden zweieinhalb Wochen, Tag ein Tag aus, auf mich alleine gestellt zu sein, erschien mir plötzlich irgendwie beängstigend und so kroch ich mit einem ganz komischen Gefühl ins Bett. Am nächsten Morgen plauderte ich eine Weile mit einer deutschen Frau, die mich einfach angesprochen hatte. Das passiert mir sehr häufig beim Alleinreisen: Menschen sprechen mich einfach an und fragen, ob ich wirklich ganz alleine unterwegs bin, ob ich denn keine Angst habe oder ob mir nicht langweilig würde. Meistens finde ich das sehr nett und unterhaltsam, aber manchmal kann es auch nervig werden, wenn ich zum hundertsten Mal herunterbete, dass ich in der Tat ganz alleine unterwegs bin und das auch noch freiwillig. Ich erzähle auch immer wieder, dass ich  keine Angst habe und Langeweile für mich ein Fremdwort ist. Wirklich viele sagen mir dann, sie könnten das nicht. Dabei haben sie es ja noch nie probiert. Ich glaube, man neigt häufig dazu zu denken und zu sagen, dass man etwas nicht könnte, nur weil man es sich selbst vielleicht nicht zutraut. Aber manchmal lohnt es sich einfach, auch mal etwas zu wagen. Natürlich gibt es Momente, in denen es mir so ganz alleine etwas mulmig wird, aber als richtige Angst würde ich das wirklich nicht bezeichnen. Es ist eher ein gesunder Respekt vor gewissen Risiken! Man muss das Glück ja nicht zu sehr herausfordern und manches Risiko gehe ich dann alleine eben nicht ein.

Den Stellplatz sehr bewusst aussuchen

Jeden Schlafplatz suche ich mir genauestens aus, wenn ich nicht gerade auf einem Campingplatz bin. Ich würde niemals alleine einfach am Straßenrand übernachten und schon mal gar nicht auf Autobahnrastplätzen – Letzteres allerdings auch nicht zu zweit. Eigentlich gibt es ja auch nichts, wovor ich wirklich Angst haben müsste – es weiß ja niemand, dass ich alleine im Auto liege. Da müsste ich ja schon vorher beobachtet worden sein. Und selbst wenn es mir dann doch irgendwie unheimlich wird und mitten in der Nacht jemand um mein Auto schleichen sollte, könnte ich mich immer noch schnell auf den Fahrersitz schwingen und einfach losfahren.

Tipps zum Parken und Übernachten

Worüber ich mir noch am meisten Gedanken mache, wenn ich freistehe, ist, dass die Polizei oder sonst irgendjemand mich mitten in der Nacht von meinem Spot verscheucht, da das Wildcampen ja eigentlich fast überall verboten ist. Wenn ich freistehe, also außerhalb von Campingplätzen, dann finde ich diese Spots meistens über Apps für die Campingplatz-Suche, bei denen man nach seinen eigenen Kriterien filtern kann. Das ist sehr praktisch, denn dort finden sich häufig auch schon Bewertungen zu den einzelnen Spots, sodass man sich schon vorab ein gutes Bild machen kann. Campingplätze werden dort ebenfalls angezeigt. Das mit der Vorsicht und dem Respekt vor gewissen Risiken, gilt übrigens tagsüber genauso wie nachts. Allerdings habe ich tagsüber genau so wenig Angst, wie im Alltag auch und gehe meine Reisen da relativ sorgenfrei an.

Ein paar Tipps zur Vorsicht

Auf Parkplätzen treffe ich die gleichen Sicherheitsvorkehrungen im Caddy, wie ich es auch in Gesellschaft tun würde: Alle Wertsachen nehme ich mit, das Handschuhfach und andere Ablagefächer öffne ich, sodass jeder sieht: Hier gibt es nichts zu holen. Das habe ich schon sehr früh von meinen Eltern gelernt und es mag ein umstrittener Tipp sein, aber selbst an Orten, wo viele Autoeinbrüche gemeldet werden, ist uns so etwas noch nie passiert. Ich glaube, dass ein Auto, in dem offensichtlich alles versteckt ist, zum Beispiel unter Decken usw., nach einem spannenderen Einbruchsziel aussieht, als eins, wo ganz offensichtlich gezeigt wird, dass im Prinzip nichts drin ist. Im Caddy habe ich natürlich zusätzlich den Vorteil, dass hinten alle Scheiben verdunkelt sind und man kaum reingucken kann, und dass all mein Gepäck sich unter dem Bett befindet, wovon man ebenfalls nichts sieht. Hinzu kommt, dass ein Caddy nun wirklich nicht nach einem Wohnmobil aussieht, und deshalb schon per se weniger interessant ist als ein richtiges Wohnmobil.

Das Schöne am Alleinreisen

Was ich am Campen alleine besonders mag, ist tatsächlich das Alleinsein. Das kann sehr befreiend und entspannend zu gleich sein. Einerseits muss man sich dann wirklich mal mit sich selbst beschäftigen – ein Thema, dem man im Alltag ja auch gerne mal entflieht. Und andererseits ist man so vollkommen frei und flexibel, dass es manchmal schwer zu begreifen ist. Wann kann man denn schon mal wirklich ausschließlich das tun, wonach einem gerade der Sinn steht? Es ist einfach völlig egal, was du tust, wie lange, wann und warum. Ich liebe diese absolute Freiheit!

Wenn du auch mal ausprobieren willst, wie es ist, allein zu campen, aber nicht weißt, wie du die Planung am besten angehen sollst, haben wir hier 12 Tipps zum Roadtrip Planen für dich. Und die Packliste für den Camper gibt es auch dazu.

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